1957 - Das neue Sportmoped, die „SuperSport“

 

 

 

 

Gegen Jahresende machte man sich in den Versuchswerkstätten Gedanken über eine Entwicklung eines 3-Gang-Motors, da der Ruf der Käufer nach einem solchen immer lauter wurde. Auch die Planung eines neuen Sportmodelles wurde in Angriff genommen. Daraus sollte kurze Zeit später das neue Modell „HMW 50 SS/2“ – Supersport“ entstehen. Rechtseitig zur Frühjahrsmesse 1957 konnte dieses äußerst formschöne Fahrzeug dann auch fertiggestellt werden.

 

Es wurde in den Farbvarianten mohnrot/schwarz und schwarz/mohnrot, jeweils mit reicher Goldlinierung angeboten.

 

Einige Wochen später konnte man dieses Modell auch in einer 3-Gang-Version mit der Typenbezeichnung „50 SS/3“ bekommen. Neben dem Modell „Supersport“ erschien zur Frühjahrsmesse noch ein weiteres neues Fahrzeug im Programm, nämlich das“50 LP/2“ – „Luxus“. Dieses wies einige interessante technische Neuheiten auf. So wurde erstmals für die Vorderradfederung keine Teleskopgabel, sondern eine Preßstahlgabel mit Kurzarmschwinge verwendet. Die Schwingarme wurden durch Druckfedern, die von außen nicht sichtbar in der Schalengabel gelagert waren, abgefedert. Außerdem kam erstmals seit der Foxinette wieder ein selbsttragender Tankrahmen zur Anwendung. Dieser Rahmen war jedoch im Gegensatz zur geraden Linie der „Foxinette“ im Bereich der Benzinkammer stark nach außen gewölbt.

 

Im Bereich der oberen Motoraufhängung befand sich ein im Rahmen eingebauter Werkzeugkasten in Dreiecksform mit verschließbarem Deckel. Diese Stelle sollte sich jedoch später als sehr bruchanfällig erweisen und musste daher durch zusätzliche Verschweißungen verstärkt werden.

Hersteller dieses Fahrgestells war wieder einmal eine italienische Firma, die diesen Typ auch an die deutsche Firma „Göricke“ lieferte. Das Modell „Diva Supra“ hatte daher große Ähnlichkeit mit dem „HMW 50 LP/2“.

 

Interessanterweise war diese Tankrahmenversion nur auf der Frühjahrsmesse und in diversen Werbeprospekten zu sehen. Die serienmäßig ausgelieferten Fahrzeuge hatten nämlich einen glatten Kastenrahmen mit extra aufgesetztem Benzintank in der bekannten Ausführung anderer HMW-Modelle.

 

An dieser Stelle sei noch ein anderes neues Fahrzeug erwähnt, das nicht von der Halleiner Firma erzeugt wurde, jedoch mit einem HMW-Motor ausgerüstet war. Es war dies der Mopedroller „MAYA“ von der Firma „Druschkowitsch, Orechovsky & Co“ in Gratkorn bei Graz. Dieses Fahrzeug war ein ausgesprochenes Kuriosum und einzigartig in seiner Gestaltung. In dem als Doppelschleife ausgebildeten Rohrrahmen wurde eine Aluminium-Treibsatzschwinge mit dem HMW-Motor auf nur ein Federbein asymmetrisch abgestützt. Auch die Vorderradschwinge besaß nur ein Federbein.

Die 2,5 x 8 Zoll- Räder waren entschieden zu klein geraten und trugen nicht gerade zu einem großen Fahrkomfort bei. Über dem Hinterrad befand sich ein großer Kofferraum, auf dessen Deckel ein Reserverad montiert war. Die Kühlluft wurde über einen Windkanal hinter dem Vorderrad schräg nach oben geleitet. Da in diesem Fahrzeug jedoch ein Motor ohne Gebläsekühlung eingebaut war, erwies sich die Kühlung als nicht ausreichend. Im Großen und Ganzen war dieses Fahrzeug keine sehr gelungene Konstruktion, obwohl es von seiner äußeren Erscheinung her vermutlich eine Nachahmung des sehr populären „Vespa“ – Rollers sein sollte. Aus diesen Gründen wurde die Produktion nach ca. 300 Stück wieder aufgegeben.

 

Noch schlimmer erging es jedoch dem Halleiner Motorenwerk mit einem anderen Fahrzeug. Nachdem man 1956 die Produktion des Leichtmotorrades „75 LM“ – „ Wiesel“ wieder eingestellt hatte, versuchte man 1957, ein neues 75 ccm Leichtmotorrad, auf die Räder zu stellen.

Man bediente sich dabei der Konstruktion des neuen Mopeds „Supersport“ und baute in dieses Fahrgestell eine Aufhängung für den bekannten 75 ccm-Motor ein. Dieses Fahrzeug wurde zwar in verschiedenen Zeitschriften als neues Leichtmotorrad „75 LM“ vorgestellt und zu einem Preis von 5000,- ÖS angeboten, die Produktion kam jedoch nicht über einige Prototypen hinaus.

 

Ein weiteres neues Fahrzeug des Jahres 1957 war das Lastendreirad Type „HMW 50 T“. Dieses war im Gegensatz zu dem recht instabilen zweirädrigen Lastenmoped des Jahres 1955 eine recht gelungene und leistungsfähige Konstruktion. Die Vorderräder mit der Reifendimension 3 x 12 Zoll wurden vom Roller „HMW 75 R“ übernommen und waren als Einzelradaufhängung mit Schraubenfederung ausgebildet. Das Hinterrad mit 3 mm-Speichen hatte die Dimension 2,25 x 23 Zoll und später auch 2,5 x 23 Zoll. Die Aufhängung bestand aus einer Schwinge mit Federbeinen. Die Länge des Fahrzeugs betrug 2,4 m, das Gewicht 120 kg. Bis zu 250 kg Nutzlast konnten transportiert werden.

 

Für die Lastenplattform gab es sechs verschiedene Aufbaumöglichkeiten zur Auswahl. Im Motor wurde erstmals eine 3 - Scheiben - Kunststofflamellenkupplung verwendet, welche die bisherige 2 - Scheiben - Korklamellenkupplung ablöste. Diese wurde nur mehr in einsitzige Fahrzeuge eingebaut.

Der Wendekreis des Fahrzeugs betrug 7,5 m, die Vorderräder besaßen eine Ausgleichsbremse und konnten mittels Handhebels vom Lenker aus festgestellt werden. Das Hinterrad wurde durch einen Rücktrittsmechanismus mit Gestänge gebremst. Eine Vollweg-Gleichrichteranlage versorgte die beiden Scheinwerfer und das Rücklicht mit Strom.

 

Die ersten Modelle besaßen einen Mofa-Sattel, bei späteren Modellen wurde eine Einmann-Sitzbank verwendet. Die Fahreigenschaften waren im unbeladenen Zustand durch die harte Federung nicht besonders gut, bei Vollbeladung jedoch durchaus entsprechend.

 

Noch im selben Jahr gab es auch einen neuen Motor, nämlich den „HMW 50 H 1“.

Dieser wurde eigentlich speziell für holländische Bedürfnisse entwickelt, was auch durch das „H“ in der Typenbezeichnung zum Ausdruck kam. Dieser Motor hatte zwar eine Kupplung, jedoch nur einen Gang. Die Kupplung saß im Gegensatz zu bisherigen Motoren nicht auf einer Vorgelegewelle, sondern direkt auf der Kurbelwelle. Auch von der äußeren Form her wich dieser Motor von bisherigen Typen stark ab.